Mandatsfreuden
Wieder mal sind fünf Mandatsjahre um. Auch diese möchte ich nicht missen. An der Stadtentwicklung direkt mitzumischen, ist klasse. So vielseitige Themen. Querbeet durchs städtische Zusammenleben. Demokratie live. Nahe den Bürgerinnen und Bürgern. Ja, Gemeinderat frisst ganz schön viel Zeit. Dem Gehirn tut’s aber gut. Und wenn das zugleich dem Stadtwohl dient: Herz, was begehrst du mehr?
Jetzt reicht’s aber mal wieder. Bei aller Lust am Verändern tut’s mir immer wieder gut innezuhalten, um mich selbst zu verändern.
Drei Dankeschöns
Diese Chance, hier mitgewirkt zu haben, verdankte ich zuallererst den Menschen, die mir ihre Stimme gaben. Nachdem ich mich für die Großprojekte JVA, Testturm, Hängebrücke eingesetzt hatte, war ich in der „orthodoxen“ Ökoszene ziemlich untendurch. Stimmen und Vertrauen kamen also auch aus anderen Milieus. Dessen war ich mir dankbar immer bewusst.
Danken möchte ich auch meiner Fraktion. Keine andere hätte mich so geduldig ertragen. Und: Ich hätte es auch in keiner anderen ausgehalten. Dabei weiß ich, jede Gruppierung hat ihr Gutes. Die CDU wägt Neues bedächtig ab. An der FDP gefällt mir, dass sie die Verantwortung des Einzelnen betont. Bei den Freien Wählern ihre zupackende Bodenständigkeit. Bei der SPD ihre soziale Ader. Und FfR ist aktiv gegen den Rechtsextremismus. All diese Züge finde ich geballt in meiner Fraktion: das Abwägen bei meiner bienenfleißigen Fraktionschefin Ingeborg, quirligen Freigeist bei Ira, Bodenständigkeit bei Hubert, das Soziale bei Gabriele. Und fürs Verteidigen unserer liberalen Demokratie brennen wir alle gleichermaßen.
Dank gilt natürlich auch der Verwaltung. Ich saß vor 40 Jahren schon mal hier und kann vergleichen: fünf OBs und zwei Schellenberg-Generationen. Damals opponierte Grünalternativ noch knallhart gegen die Verwaltung. Mit einer Ausnahme: dem legendären Leiter der damaligen Stadtwerke Siegfried Rettich. Heute ist das Verhältnis wohltuend entspannter. Dass der Projektleiter der Landesgartenschau den erlesenen Namen „Sonnenfroh“ trägt, deute ich als Werber für eine Solarstadt Rottweil optimistisch als Versprechen.
Bilanz
Konnte ich hier mehr bewegen als mein Mundwerk? Ohne mich wäre der Gang der städtischen Dinge nicht groß anders verlaufen. Alles also für die Katz? Das auch wieder nicht. Denn im Geflecht der demokratischen Willensbildung, steuern wir alle das Unsere bei.
Als Nachkriegskind hätte ich mir nie vorstellen können, Richtung Lebensabend um unsere freiheitliche Demokratie bangen zu müssen. Kommunen haben bei ihrer Verteidigung besonderes Gewicht. Hier spüren Bürgerinnen und Bürger: Sie sind gefragt. Und fassen so Vertrauen in ihr Funktionieren. Auch im hitzigen Clinch leben wir vor: Uns gegenüber sitzen keine Feinde. Wir sind kompromissfähig. Wir schützen Minderheiten, Mühselige und Beladene. Und: Unterschätzen wir nicht entkrampfendes Lachen. Am besten das selbstironische - über sich selbst.
In der Haushaltsrede zitierte ich Karl Valentin, alles habe drei Seiten: eine positive, eine negative, aber auch eine komische. Gilt auch jetzt. Positiv: weniger Termine. Negativ: dieser Stress, die gemeinderatsfreie Zeit neu zu sortieren. Die komische: Wehe, der neue Gemeinderat regt mich allzu sehr auf. Dann muss ich womöglich in fünf Jahren hier wieder Platz nehmen.
Herzlichen Dank. Und Ihnen allen gute Wünsche!